Bankenkrise: Taschenspielertricks können Börsen nicht nach oben treiben

+++  Ab Montag öffnen die US-Börsen wieder um 15:30 Uhr (MEZ)  +++

Bankenkrise: Taschenspielertricks können Börsen nicht nach oben treiben

„Zuversicht für die Aktienmärkte“, Kommentare dieser Art können Sie an diesem Wochenende lesen. Immerhin nähert sich der Dow Jones der 8.000-Punkte-Marke und der DAX hält sich über 4.000 Punkte. Ich traue den Kurssteigerungen dieser Woche aber keine Nachhaltigkeit zu. Denn es sind Zocker, die für die Kursgewinne verantwortlich sind. Und diese treiben vor allem die Kurse der Bankentitel nach oben. So als wäre die Bankenkrise schon Geschichte.

Bankenkrise wird (auch) mit zweifelhaften Mitteln bekämpft

Ich denke, die Bankenkrise ist noch lange nicht beseitigt. Gründe:

1. Nehmen Sie die aktuellen Nachrichten der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die KfW und ihre Tochtergesellschaften haben das Jahr 2008 mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Verantwortlich dafür ist unter anderem die Rettung der IKB. Das Engagement bei der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB hat die KfW bislang über 8 Milliarden Euro gekostet. Denn die IKB hat sich mit wertlosen Ramschhypotheken in den USA verspekuliert. Und nun will der neue Mehrheitsaktionär und Finanzinvestor Lone Star die Untersuchungen stoppen, die die Beinahe-Pleite der IKB aufklären sollen.

2. Nach einem Bericht von „derStandard.at“ sitzen die europäischen Banken derzeit auf 18,2 Billionen Euro unverkäuflicher Wertpapiere. Die Zahl basiert auf einer Untersuchung der Bankenkrise durch die EU-Kommission. Zur Einschätzung der Größenordnung: Die Bilanzsumme der europäischen Banken beziffert „derStandard.at“ mit 41,2 Billionen Euro. Nach diesem Bericht sind also rund 44% aller Vermögenswerte der europäischen Banken unverkäuflich.

Bilanzierungsregeln der Banken sollen gelockert werden

Betrachten Sie vor dem obigen Hintergrund diese fast untergegangene Meldung der letzten Tage: Ben Bernanke, der Vorsitzende der US-Notenbank, sagte: „Es ist möglich, dass Änderungen bei den Bilanzierungsregeln der Banken nötig sind, um weitere Marktturbulenzen zu verhindern.“

In den USA und auch in Europa gibt es Pläne, die Bilanzregeln der Banken zu lockern. Danach müssen die Banken diese Ramschhypotheken nicht mehr zum Zeitwert bilanzieren. „Ja wunderbar“, sage ich da ironisch, „ich schreibe also nicht den am Markt realisierbaren Wert in die Bilanz, sondern einen Wert, der die Bilanz besser dastehen lässt.“ Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hauptsache die Bilanz wird wieder blütenweiß.

Zusammengefasst: Nach dem obigen Bericht sind 44% aller Vermögenswerte der europäischen Banken unverkäuflich. Diese werden dann in gelockerten Bilanzen aufpoliert und neu bewertet. Taschenspielertricks nenne ich das. Und – ich fürchte, dass wird so kommen. Die Banken müssen diese Schrottpapiere nicht weiter abschreiben. Und Sie lesen Meldungen von wundersamen Quartalsgewinnen der Banken.

Meine Meinung zum aktuellen Stand der Bankenkrise: Altlasten sollen nicht aufgeklärt werden (wie bei der IKB). Gelockerte Bilanzierungsregeln zaubern blütenweiße Bilanzen. Und schon ist das Vertrauen wieder hergestellt . . . ? So funktioniert das nicht. Es sind Zocker, die für die Kursgewinne verantwortlich sind. Börsenkultur sieht anders aus. Die aktuellen Kursgewinne der Börsen sind noch nicht die Wende an den Märkten.

Ab Montag öffnen die US-Börsen wieder um 15:30 Uhr (MEZ)

An diesem Wochenende (28. auf 29.03.2009) werden bei uns die Uhren auf die Sommerzeit umgestellt. In den USA wurde das schon vor 3 Wochen vorgenommen. Ab Montag (30.03.2009) gelten daher wieder die Ihnen vertrauten Handelszeiten an den US Börsen. Diese sind von 15:30 Uhr bis 22:00 Uhr unserer Zeit (MEZ).

Ich sende Ihnen viele Grüße und sage: Bitte dran denken, stellen Sie morgen Ihre Uhren um 1 Stunde nach vorne