4 Schritte zu manipulierten Börsennachrichten

Heute, am 09.07.2009, legte der DAX zu. Der Grund ist in nahezu einheitlichen Börsennachrichten zu finden. Hier 3 Titel der nahezu identischen Börsennachrichten:

Alcoa: Zahlen schlecht – trotzdem besser als erwartet
Alcoa-Verlust niedriger als erwartet – Aktie gefragt
Start der Berichtssaison: Zahlen von Alcoa besser als erwartet

Börsennachrichten machen Kurse

Die Börsennachrichten zu Alcoa an anderen Stellen nutzen andere Worte, kommen aber zu demselben Ergebnis. Vor allem das „Zahlen besser als erwartet“ zieht sich durch alle diese Börsennachrichten. Und folglich legte die Alcoa-Aktie an der Frankfurter Börse heute in der Spitze um 8,4% zu.

Börsennachrichten manipulieren Kurse

So wie die Börsennachricht durch die Medien ging, hat sie die Kurse natürlich beeinflusst, spitzer formuliert, manipuliert. Die Überschrift dieser Börsennachrichten hätte auch lauten können: „Alcoa stürzt ab: Gewinn von 546 Millionen USD per 31.12.2008 wandelt sich per 30.06.2009 in einen Verlust von 454 Millionen USD.“ Die Reaktion der Börsen wäre sicher anders gewesen. Der heutige Kursgewinn war also ein „manipulierter“ Kurs.

Börsennachrichten kritisch hinterfragt

Aus den vielen gleich lautenden Börsennachrichten ist für mich diese Aussage entscheidend: „Schlechte Zahlen sogar mit Verlust, die aber besser sind als im Vorfeld erwartet.“

Und das ist der Unterschied dieses Ergebnisses zu guten Konjunkturzeiten: Wenn es gut läuft, beschäftigen Aktiengesellschaften Heerscharen von Steuerberatern und Bilanzbuchhaltern, um jeden Euro Gewinn zu verstecken. Wenn es schlecht läuft, wie derzeit, wird selbst ein Absturz des Ergebnisses von plus 546 Millionen USD auf minus 454 Millionen USD (= eine glatte Milliarde USD) schön geredet.

„Lügen habe kurze Beine“

Natürlich sind die Börsennachrichten zu Alcoa keine Lügen. Aber eine recht freie Interpretation des schlechten Ergebnisses in ein gutes ist es allemal gewesen. Und so nimmt die Euphorie auch jetzt schon wieder ab. In den USA notieren die Alcoa-Aktien nur leicht im Plus. Dort haben die Investoren die gleichlautenden deutschen Börsennachrichten natürlich nicht gelesen. Die Fakten entscheiden. Und da gab es bei den Alcoa-Zahlen ein dickes Minus. (Nachtrag 09.07.2009, um 21:22 Uhr: Jetzt notieren die Aktien im Minus.)

4 Schritte zu manipulierten Börsennachrichten

Oben habe ich geschrieben, „Börsennachrichten manipulieren Kurse“. Das ist auch richtig. Wichtiger aber ist, dass unkritisch verfasste Börsennachrichten durch einflussreiche Institutionen und Personen manipulierbar sind. 4 Schritte genügen:

1. Im Vorfeld vor der Veröffentlichung von Quartalszahlen wird Gewinn oder Verlust realitätsnah geschätzt beziehungsweise errechnet.

2. Wichtigen Analysten werden diese Quartalszahlen mitgeteilt.

3. Diese Analysten prognostizieren bewusst ein Quartalsergebnis, das deutlich schlechter ist, als das bald zu veröffentlichende.

4. Die Zahlen werden veröffentlicht. Und sofort werden vorbereitete Börsennachrichten an die Agenturen geschickt, die melden, dass die Zahlen „besser sind, als im Vorfeld erwartet.“

Der Kurs der Aktie springt an. Es kann zu dem Effekt kommen, dass sich die Kurseuphorie verselbständigt und auf andere Unternehmen und Branchen, ja auf die ganze Börse überspringt. Und abends wird in den Nachrichten gesendet: „DAX und Dow Jones legten heute zu.“ Aber: Wer heute zum Tageshoch in Alcoa eingestiegen ist, sitzt heute Abend auf 7,5% Verlusten.

Meine Empfehlung: Nehmen Sie keine Nachricht unkritisch als richtig hin. Vor allem, investieren Sie nicht allein aufgrund solcher Nachrichten. Interessen einflussreicher Institutionen oder Personen können diese manipuliert haben.

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