Aktienmarkt wird durch Statistiken manipuliert

Gestern, am 02.07.2009, haben sich der deutsche Aktienmarkt und der US Aktienmarkt im Gleichschritt nach unten bewegt. Andere wichtige Börsen, wie der Aktienmarkt der Schweiz beziehungsweise der in Österreich, verliefen ebenso. Der Grund:

Im Juni 2009 wurden in den USA 467.000 neue Arbeitslose gemeldet. Damit ist die Arbeitslosigkeit dort auf den höchsten Stand seit 26 Jahren gestiegen. Der Aktienmarkt reagierte entsprechend.

Deutscher Aktienmarkt setzt negativen Trend heute fort

Heute, am 03.07.2009, ist der Aktienmarkt in den USA wegen eines Feiertages geschlossen. Der deutsche Aktienmarkt setzte den negativen Trend fort. Die negative Bilanz der US-Arbeitsmarktdaten wirkt weiter. Denn ein baldiges Ende der Rezession ist nicht abzusehen.

Die aktuelle und offizielle US-Arbeitsmarktstatistik

In den USA sind nach der neuesten Statistik 14,7 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das ist, wie oben geschrieben, der höchste Stand seit 26 Jahren. Seit Beginn der Rezession (Ende 2007) sind in den USA insgesamt 6,5 Millionen Stellen verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 9,5%.

US-Notenbank Ben Bernanke redet Aktienmarkt schön

Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, zeigt sich jedoch zuversichtlich. Er prognostiziert, dass die Rezession noch in diesem Jahr zu Ende geht. Andere Wirtschaftswissenschaftler prognostizieren aber, dass die Arbeitslosenquote in den USA  nicht vor 2013 wieder unter die 5%-Marke fallen wird. Weiß Ben Bernanke denn mehr? Sicher weiß er, dass offizielle Zahlen „manipuliert“ werden. Und wenn mit Zahlen gespielt werden kann, kann natürlich auch eine Ende der Rezession herbeigerechnet werden.

Wie reagiert der Aktienmarkt bei Arbeitslosenquote von 20%?

Der Aktienmarkt ging gestern und heute in die Knie. Die offizielle Arbeitslosenquote von 9,5% reichte dafür aus. Der Aktienmarkt wird aber durch Statistiken beeinflusst. Und werden Statistiken geschönt beziehungsweise manipuliert, wird auch der Aktienmarkt manipuliert.

Eine unabhängige amerikanische Untersuchung kommt zu diesem Ergebnis: Zur Amtszeit von Präsident Clinton (90-er Jahre) wurde die Arbeitslosenstatistik nach anderen Kriterien erstellt. Würden diese Kriterien heute angelegt, läge die Arbeitslosigkeit bei 20%.

Ich denke, bei einer offiziellen US-Arbeitslosenquote von 20%, stünden der Dow Jones bei 5.000 und der DAX bei 2.500 Punkten.

Aktienmarkt wird auch durch europäische Statistiken manipuliert

Was die Amerikaner können, können die Europäer auch. Auch hier führen geschönte Arbeitsmarktdaten zu einem manipulierten Aktienmarkt. So liegt die offizielle Arbeitslosenquote in der Eurozone bei 9,5%. In Europa ist „nicht arbeitslos“, wer auch nur eine Stunde in der Woche arbeitet. Das sieht das Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vor.

Und, die Arbeitslosenquoten für die Mitgliedstaaten der Eurozone und der EU werden durch Stichproben festgestellt. Das lässt viel Raum für Manipulationen. Es ist bekannt, dass diese Arbeitslosenquote nach ILO-Regeln immer niedriger liegt als nach der Statistik der Bundesanstalt für Arbeit.

Neuester Trick der Bundesanstalt für Arbeit

Und da wird schon getrickst was nur geht. Der neueste Trick: Die Bundesagentur für Arbeit hat ab Mai 2009 die Erfassung der Arbeitslosen zum wiederholten Mal geändert. Danach gelten zum Beispiel Arbeitslose, die von privaten Vermittlern betreut werden, nicht mehr als erwerbslos. Auf diese Weise haben wir „nur“ 9,5% Arbeitslose. Dem Aktienmarkt tut es jedenfalls gut. Und das ist ja auch schon was.

„Das Urteil“: Eine Zeitlang lässt sich der Aktienmarkt durch geschönte Statistiken beeinflussen. Aber das geht nur begrenzt. Die Wahrheit wird sich, trotz aller Manipulationen seitens der Politiker, durchsetzen. Und die Wahrheit sieht nicht rosig aus. Ich denke, mit dem DAX von 3.600 Punkten im März 2009 haben wir das Tief noch nicht gesehen.

Apropos „Das Urteil“. Das ist der Titel einer Erzählung von Franz Kafka, der am 03.07.1883, also heute vor 126 Jahren, auf die Welt kam. Ich wünsche Ihnen, dass Sie nach der Definition von Franz Kafka nie alt werden. Er schrieb: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“