Bankenaufsicht: "Der Fisch stinkt vom Kopf"

Liu Mingkang, Chef der Bankenaufsicht der Volksrepublik China, nutzte Ende letzter Woche die Jahrestagung des internationalen Bankenverbandes Institute of International Finance (IIF) in Peking zur kräftigen Kritik. Das Versagen seiner westlichen Kollegen  kommentierte er mit: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“

Klare Worte aus China zur westlichen Bankenaufsicht

Liu wusch seinen westlichen Kollegen kräftig den Kopf. Er sprach von der „Zügellosigkeit“ der westlichen Bänker. Und er kritisierte die „Verantwortungslosigkeit“ der Bankenaufsicht.

Die Chinesen stehen recht gut dar. Denn deren Banken sind durch die Finanzkrise nicht so stark gebeutelt wie die der westlichen Länder. Allerdings hat China während der Asienkrise, Ende der 90-er Jahre, auch Milliarden in die Banken gepumpt, um deren Eigenkapital zu stärken.

Berater von US-Präsident Obama fordert internationale Bankenaufsicht

Bei derselben Veranstaltung sprach sich der über 80-jährige Paul Volcker, ehemaliger Chef der amerikanischen Notenbank und jetziger Berater von Präsident Obama, für eine internationale Bankenaufsicht aus. Das ist auch eine Kritik an der derzeitigen Bankenaufsicht, wenn auch nicht so drastisch wie die der Chinesen.

Niemand hat eine Lösung für die Bankenkrise

Jin Liqun, selbst wichtiges Mitglied der chinesischen Bankenaufsicht, unterstützte die Kritik an den westlichen Kollegen. Wörtlich: “ Niemand hat eine Lösung. Aber die Märkte einfach frei laufen zu lassen, ist ein Rezept für ein Desaster.“ Ihm geht die Arbeit der Bankenaufsicht nicht schnell genug:  „Die vergifteten Papiere  müssen vollständig beziffert werden. Dann ist die Bankenaufsicht gefordert, eine abschließende Lösung zu finden. Sonst wird die Krise niemals enden.“

Finanzkrise ist ein Monster wie Frankenstein

Jin nannte die Märkte „vollständig außer Kontrolle geraten“ und verglich sie mit einem Monster wie Frankenstein. Und nochmals wörtlich: „Die westlichen Bänker sind zu arrogant. Sie haben keinen Rat mehr angenommen. Sie haben zugesehen, wie alles zusammenbrach.“

Retourkutsche an die chinesische Bankenaufsicht

Andrew Crockett, Präsident von JP Morgan und selbst Berater der chinesischen Bankenaufsicht, sprach aber auch die Wirtschaftspolitik der Chinesen kritisch an. Seiner Meinung nach kurbelt China die Wirtschaft mit zu großem Kreditwachstum an. Und das führe regelmäßig dazu, dass die Wirtschaft in Schwierigkeiten gerate.

Zweckoptimismus bei den westlichen Vertretern

IIF-Präsident und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann übte sich in Zweckoptimismus: „Für die Bankenwelt hat der Aufbruch in ein neues Zeitalter bereits begonnen.“ Die im Text schon vorbereitete Kritik an den „stark kontrollierten und abgeschotteten Finanzmärkten in China“ sprach er dann aber in seiner Rede nicht an. Er wollte wohl ein harmonisches Treffen. Ein deutscher Fondsmanager merkte an: „Die reden sich die Welt schön.“

Auffallend waren die Milde der Vertreter der westlichen Bankenaufsicht und die klaren Worte ihrer chinesischen Kollegen. Hatten die westlichen Teilnehmer Sorge, die Chinesen würden die westliche Bankenaufsicht noch schärfer kritisieren? Sollte die Harmonie nicht gestört werden durch mögliche unwiderlegbare Fakten über das wahre Ausmaß der Finanzkrise?

Das Fazit: Aufpassen ist angesagt

Besser als Liu, Oberaufseher der chinesischen Bankenaufsicht, kann ich es nicht sagen: „Wir müssen sehr, sehr aufpassen.“

Zum guten Schluss: Ich habe den Eindruck, unsere leitenden Bänker glauben, die Gerechten zu sein. Einverstanden. Ihnen, liebe Leser wünsche ich aber, dass Sie glauben, ein Sünder zu sein. Denn Blaise Pascal, der französische Philosoph, Mathematiker und Physiker, geboren am 19.06.1623, also heute vor 386 Jahren, schrieb: „Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Die Gerechten, welche glauben Sünder zu sein, und die Sünder, welche glauben, Gerechte zu sein.“