3 Charttechniker – 3 x DAX – 3 Ergebnisse

Der DAX notiert heute, am 28.08.2009, bei gut 5.500 Punkten. Wenn Sie 3 Charttechniker fragen, wie es weitergeht, erhalten Sie möglicherweise 3 Ergebnisse, alle schlüssig begründet, alle unterschiedlich:

Charttechniker 1 sagt: Der DAX wird bis rund 7.000 Punkte steigen
Charttechniker 2 sagt: Der DAX hat noch Potenzial bis 6.000 Punkte
Charttechniker 3 sagt: Der DAX stürzt ab

Schauen Sie sich die möglichen Aussagen der 3 Charttechniker an. Wichtig: Sie alle verwenden dasselbe Chartprogramm. Sie alle analysieren den DAX heute, am 28.08.2009.

Charttechniker 1: Der DAX wird bis rund 7.000 Punkte steigen

Charttechniker DAX 7.000 Punkte

Die Analyse und Begründung des Charttechnikers 1: Der DAX hat seinen Widerstand bei 5.000 Punkten überwunden. Auf dem Weg nach oben hat er keinen charttechnischen Widerstand mehr. Im Chart sehen Sie das Kursziel des DAX grün markiert. Es geht bis 7.000 Punkte.

Charttechniker 2: Der DAX hat noch Potenzial bis 6.000 Punkte

Charttechniker DAX 6.000 Punkte

Die Analyse und Begründung des Charttechnikers 2: Der DAX hat seinen Widerstand bei 5.000 Punkten überwunden. Auf dem Weg nach oben liegt der nächste Widerstand bei knapp 6.000 Punkten. Im Chart ist dieses Kursziel mit der oberen roten waagerechten Linie eingezeichnet.

Charttechniker 3: Der DAX stürzt ab

Charttechniker DAX Crash

Die Analyse und Begründung des Charttechnikers 3: Der langfristige Chart des DAX zeigt, bei 5.500 Punkten liegt ein massiver Widerstand. Dieser stammt aus dem Jahr 2002. Im Jahr 2006 wurde er zur charttechnischen Unterstützung. Aber durch den Durchbruch nach unten im Herbst 2008 wurde dieser Kursbereich erneut zum Widerstand. Was bei Abprall geschehen kann, sehen Sie im Chart in den Jahren 2002 und 2003. Der Crash folgt.

In Charts lässt sich schön malen

Ich unterstelle hier allen 3 Charttechnikern, dass sie keine bewusste Unwahrheit gesagt haben. Dafür gibt es auch keinen Grund. Ich denke, vielen Charttechnikern spielt die Psychologie einen Streich. Sie sehen, was sie sehen wollen. Danach „malen“ sie die Linien (unbewusst) passend. In den obigen 3 Charts bin ich da noch „gnädig“ vorgegangen. Bei vielen Charttechnikern sehen Sie wahre künstlerische Wunderwerke voll schräger, gestrichelter, gepunkteter, dicker und dünner Linien. Da lässt sich dann wunderbar alles hinein interpretieren, was der Charttechniker sehen will.

Charttechniker und die Psychologie

Ich unterstelle den hier fiktiven 3 Charttechnikern einfach mal diese Investition:

Charttechniker 1: Er hat gerade heute Aktien gekauft
Charttechniker 2: Er ist seit rund 5.000 Punkten in Aktien investiert
Charttechniker 3: Er ist nicht investiert oder hat Puts Optionen im Depot

Charttechniker 1 möchte also noch eine schöne Performance. Da käme der DAX mit 7.000 Punkten gerade recht. Der Pfeil von ihm läuft auch bis an den oberen Rand der grünen Zone, nicht an den unteren Rand. Der Chart zeigt ihm danach, sein Ziel ist realistisch. Er hat also alles richtig gemacht.

Charttechniker 2 sitzt auf einem feinen Gewinnpolster. Ein paar Euro mehr wären aber ganz nett. Die sind auch gut möglich. Das zeigt der Chart. Bei 6.000 Punkten wird er aussteigen.

Charttechniker 3 ist einseitig investiert und hat nur Put Optionen im Depot. Möglicherweise schon seitdem der DAX bei 5.000 Punkten stand. Er sitzt auf Buchverlusten. Und schlimmer noch, durch seine einseitige Investition nur in Put Optionen, droht sein Depot weiter ins Minus zu laufen. Aber der Chart zeigt (ihm), seine Leidenszeit hat bald ein Ende. Wenn es wie in den Jahren 2002 und 2003 läuft, realisiert er bald exorbitante Gewinne. Er freut sich, weil er Recht hat.

Die Psychologie hat also allen 3 Charttechnikern bei der Charterstellung „geholfen“. Sie sehen, was sie sehen wollen und gehen beruhigt ins Wochenende.

Je „bunter“ der Chart, desto geringer die Aussagekraft

Sie sehen an den obigen 3 Charts, wie klar und schlüssig diese in sich sind. Je mehr Linien und Informationen im Chart dargestellt sind, desto größer die Interpretationsmöglichkeiten.

Charttechniker unbekannt? Vorsicht!

Mein Tipp: Hinterfragen Sie bei jedem Chart, den Sie „fertig“ präsentiert bekommen, wem er bewusst oder unbewusst nützt. Will Ihnen jemand mit einem Chart „Börsenpiere“ verkaufen, die er selbst im Depot hält, ist höchste Alarmstufe geboten. Denn „er“ will aussteigen und Sie sollen einsteigen und bezahlen. Und bei frei verfügbaren Charts im Internet, möglicherweise in Börsenforen, kennen Sie die Beweggründe des Charttechnikers nicht. Betrachten Sie solche Charts also mit Vorsicht und vor allem: Treffen Sie keine Kauf- oder Verkaufsentscheidung aufgrund von Charts aus unbekannten Quellen.

Charttechnik kann Analysen bestens unterstützen

Abschließend ein positives Wort zu Charttechnikern. Ich will diese ja überhaupt nicht verteufeln. Wenn keine persönlichen Interessen des Charttechnikers dahinter stehen, sind Charts ein wertvolles Hilfsmittel für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. So wie bei mir:

Ich nutze die Charttechnik für meine Empfehlungen im Option Advisor und Optionen-Profi. Da ich im Vorfeld einer Chartanalyse weder steigende noch fallende Kurse als Ziel habe, spielt die Psychologie auch nicht mit. Ich kann ganz neutral einen Chart erstellen und diesen analysieren. Denn ich kann Call Optionen (für steigende Kurse) oder Put Optionen (für fallende Kurse) empfehlen. Und wenn dieser Chart meine zusätzliche Unternehmens- und Marktanalyse bestätigt, kommt es zur Empfehlung von Call Optionen oder Put Optionen.

Zum guten Schluss: Heute vor 260 Jahren, am 28.08.1749, kam Johann Wolfgang von Goethe zur Welt. Er schrieb:

„Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“

Durch Ihr Lesen hier, wissen Sie immer mehr von der Börse und von Optionen (hoffe ich). Wenn Sie dieses Wissen anwenden und das „Wollen“ in „Tun“ umsetzen möchten, lesen Sie jetzt mehr über den Optionen-Profi.

Ich weiß, morgen beginnt das Wochenende. Wenn Sie dieses in Ruhe genießen wollen, müssen Sie es auch tun und einfach mal „alle Fünfe gerade sein lassen“. Das wünsche ich Ihnen jetzt und sage, bis Montag