Erneut Kursverluste bei Dow Jones und DAX

Lange Zeit sah es am gestrigen Freitag so aus, als schlösse der Dow Jones deutlich unter 8.000 Punkte. Aber dann begann eine Kursrally. Möglicher Auslöser war die Meldung, der künftige US-Präsident Obama nominiere Tim Geithner, den derzeitigen Präsidenten der Federal Reserve Bank von New York, zum US-Finanzminister. Geithner hat einen guten Ruf bei den Börsianern. Diese Meldung könnte also der Auslöser für die Rally gewesen sein. Und dann wollten oder mussten wieder (wie am 13.11.2008) die Leerverkäufer ihre Verlustpositionen vor dem Wochenende glattstellen. Sie kauften also ihre leerverkauften Aktien zurück und gaben den Kursen damit zusätzlichen Auftrieb. Wie in der vergangenen Woche: Andere Anleger sprangen auf den fahrenden Zug auf und kauften auch. Die Rally führte den Dow Jones innerhalb von einer Stunde zu einem Gewinn von 8%. Ende gut – alles gut? Mitnichten. Denn:

1. Diese Rally ist wenig nachhaltig. Das lässt sich schon gut daran ablesen, dass der DAX diese Kursrally in den  USA nicht mit derselben Dynamik nachvollzogen hat. Er stieg zwar nachbörslich von seinem Schlusskurs um 17:30 Uhr an der Börse Xetra von 4.127 Punkten noch auf 4.229 Punkte (nachbörslicher Stand an diesem Wochenende). Aber das ist lediglich ein Plus von 2,5%. Der Dow Jones legte 8% zu. Dass dies in knapp einer Stunde geschah ist der klare Beweis: Hier sind nur Zocker am Werk. Es geht nur um den schnellen Gewinn.

2. So ist es auch nicht verwunderlich, das der DAX und der Dow Jones im Wochenergebnis erneut hohe Verluste hinnehmen mussten. Dasselbe gilt für die Indizes der Schweiz (SMI) und Österreich (ATX).

Die Aussichten für die nächsten Wochen verheißen nichts Gutes

Die Bundesbank wird ihre nächste Konjunkturprognose am 05.12.2008 veröffentlichen. Im Vorfeld kursieren bereits Gerüchte, dass diese Prognose einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1% zum Vorjahr melden wird. Trifft das zu, ist das der größte Rückgang, den Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg erlebt. Auch wenn die Bundesbank diese Zahl von minus 1% noch nicht bestätigt hat, die Größenordnung wird stimmen. Denn der Internationale Währungsfonds rechnet in Deutschland im kommenden Jahr mit einem Rückgang des BIP um 0,8%. Und daraus folgert wiederum:

Die Gewinnschätzungen vieler börslich notierter Unternehmen sind noch zu hoch. Denn statt Gewinne wird es bei vielen Unternehmen Verluste geben. Erschwerend kommt hinzu

. . .  der Handel mit Kreditrisiken geht ungebremst weiter

Der Handel mit milliardenschweren Kreditbündeln verzeichnete in den vergangenen Jahren massive Zuwächse. Alleine im 2. Halbjahr 2007 belief sich die Summe auf unvorstellbare 62 Billionen Dollar. Im Herbst 2007 rollte dann die Lawine los, die die Märkte bis heute in Atem hält. Im ersten Halbjahr 2008 verzeichnete dieser Handel trotzdem nur einen kleinen Rückgang um 12% auf 54,6 Billionen Dollar. Und der Markt ist weiterhin sehr aktiv. Im 2. Halbjahr 2008 beläuft sich das Volumen per 31.10.2008 auch schon wieder auf 33,56 Billionen Dollar. Nun, warum sollte der Handel auch zum Stillstand kommen? Geht's gut, schämt man sich Staatsbürgschaften in Anspruch zu nehmen. Geht's schief, der Staat bürgt ja. Für die Börsen verheißt das nichts Gutes.
Puts sind ein MUSS – und warum ich weiterhin auch Calls empfehle

In Anbetracht der oben geschilderten Lage ist klar. Meine Empfehlung, Puts zu kaufen, ist unverändert dringlich. Nur mit Puts konnten und können Sie in diesem Jahr regelmäßige Gewinne erzielen. Ich weiß, dass eine kontinuierliche Wiederholung einen gewissen Gewöhnungseffekt hat. Und wenn Sie sich an Puts „gewöhnt“ und diese im Depot haben, bestens. Wenn Sie aber keine Puts im Depot halten, sondern nur Calls, dann dürfen Sie diese erneute Wiederholung nicht als „das weiß ich schon“ abtun. Denn: Wenn ich keine Puts im Depot hätte, dann würde ich jetzt – genau in dieser Minute – meinen Computer anwerfen und eine Order zum Kauf von Puts für kommenden Montag platzieren.

Als Leser des Optionen-Profi und / oder des Option Advisor wissen Sie, dass ich auch laufend Calls empfehle. Und diese verbuchen immer wieder auch Verluste. Die Put-Gewinne gleichen das aber mehr als aus. 2 Gründe für die Call-Empfehlungen:

1. Es gibt nach wie vor Unternehmen, die fundamental derart unterbewertet sind, dass Kursgewinne nahezu „zwingend“ sind. Auch in einem schwachen Börsenumfeld. Und so haben wir sowohl beim Optionen-Profi als auch beim „Option Advisor Deutschland“ in diesem Crash-Jahr etliche Gewinne mit Calls realisiert.

2. Der 13.11.2008 und der gestrige 21.11.2008 haben gezeigt, was passieren kann. Am 13.11.2008 hat der Dow Jones vom Tagestief zum Tageshoch ein fast unglaubliches Plus von 12% verbucht. Und gestern, am 21.11.2008, waren es immerhin auch 8%. Der Zugewinn vom 13.11.2008 ist längst wieder abverkauft. Und ich rechne auch damit, dass das gestrige Plus nicht nachhaltig ist. Aber: So wie sich ein Crash verselbständigt, kann auch eine Aufwärtsbewegung eine eigene Dynamik entwickeln. Der Auslöser kann kaum merkbar sein. Da reicht ein Gerücht, wie das eingangs erwähnte, Präsident Obama nominiere Tim Geithner zum US-Finanzminister. Die Kurse starten nach oben. Das hält ein paar Tage an. Und schon kippt die Stimmung an den Börsen zum Positiven. Wie weit so eine Rally die Kurse trägt, sei dahin gestellt. In der Zeit erzielen Sie aber Gewinne mit Calls. Wenn Sie dann nur Puts im Depot halten, ist das genauso fatal, wie ein Depot voller Calls im Abwärtstaumel der Börsen. Und deshalb empfehle ich Ihnen weiterhin Puts und auch Calls.

Am kommenden Donnerstag, dem 27.11.2008, sind die US-Börsen geschlossen

Am 27.11.2008 ist Feiertag in den USA: Thanksgiving Day. An diesem Tag sind die US-Börsen geschlossen. An der Eurex und an allen anderen deutschen und europäischen Börsen können Sie aber ganz normal handeln.

Auf dem Börsenparkett sorge ich für festen Halt. „Da draußen auf der Straße“ wünsche ich Ihnen ein rutschfreies Wochenende und sende  . . .

. . .  beste Grüße aus dem weißen Sauerland
Ihr

Rainer Heißmann
Chefredakteur