Im Geld, am Geld, aus dem Geld – ganz einfach erklärt

Oft wird mir die Frage gestellt: „Wie unterscheiden sich Optionen ‚im Geld‘, am Geld‘ oder ‚aus dem Geld‘?“ Da dieses Wissen wichtig für Ihre eigene Auswahl der optimalen Option für selbst recherchierte Trades ist, erläutere ich diese Begriffe an dieser Stelle gerne.

Vorab: Die eindeutige Definition einer Option für Ihren Trade

Jede Option ist vollständig definiert durch die Angaben: Call Option oder Put Option, Basiswert, Basispreis und Laufzeit. Da diese Definition jede Option ganz eindeutig bestimmt, haben Optionen auch keine Wertpapierkennnummer (WKN) oder International Securities Identification Number (ISIN), wie Sie dies von Aktien oder Optionsscheinen kennen.

Basispreis der Option ist entscheidend für „im Geld, am Geld“ oder „aus dem Geld“

Vom Basispreis der Option im Verhältnis zum aktuellen Kurs des Basiswertes hängt es ab, ob eine Option „im Geld, am Geld“ oder „aus dem Geld“ notiert. Der Basispreis einer Option ist der Preis, zu dem der Käufer einer Option den der Option zugrunde liegenden Basiswert (typischerweise eine Aktie) erwerben oder verkaufen kann.

Die Begriffe „im Geld“ – „am Geld“ – „aus dem Geld“

Nehmen Sie als Beispiel eine Option auf die fiktive BSP-Aktie. Sowohl die Call Option als auch die Put Option haben für dieses Beispiel einen Basispreis von 50 Euro.

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Option „im Geld“

Ein Call auf die BSP-Aktie ist „im Geld“, wenn der aktuelle Kurs der Aktie über dem Basispreis des Calls liegt. Bei dem angenommenen Basispreis von 50 Euro ist dieser Call immer „im Geld“, wenn der Kurs der Aktie höher als 50 Euro notiert.

Sie haben mit diesem Call das Recht, während oder am Ende der Laufzeit des Calls eine BSP-Aktie zum Kurs von 50 Euro zu kaufen, auch wenn der Kurs der Aktie über 50 Euro notiert. Diese Differenz zwischen Basispreis des Calls und dem Kurs der Aktie nennt man „inneren Wert“ der Option.

Ein Put auf diese BSP-Aktie ist „im Geld“, wenn der aktuelle Kurs der Aktie unter dem Basispreis des Puts liegt. Bei dem angenommenen Basispreis von 50 Euro ist dieser Put immer „im Geld“, wenn der Kurs der Aktie niedriger als 50 Euro notiert.

Sie haben mit diesem Put das Recht, während oder am Ende der Laufzeit des Puts eine BSP-Aktie zum Kurs von 50 Euro zu verkaufen, auch wenn der Kurs der Aktie unter 50 Euro notiert. Diese Differenz zwischen Basispreis des Puts und dem Kurs der Aktie nennt man „inneren Wert“ der Option.

Jede Option „im Geld“, sowohl Call als auch Put, hat also immer auch einen „inneren Wert“.

Option „am Geld“

Sowohl ein Call als auch ein Put auf diese BSP-Aktie ist „am Geld“, wenn der aktuelle Kurs der Aktie gleich dem Basispreis der Option ist. Notiert die BSP-Aktie genau bei 50 Euro und beträgt der Basispreis von Call oder Put ebenfalls 50 Euro, ist diese Option „am Geld“.

Ein Call oder Put mit dem Basispreis 50 Euro gibt Ihnen das Recht, eine Aktie zum Preis von 50 Euro zu kaufen oder zu verkaufen. Wenn der Aktienkurs aber genau 50 Euro beträgt, haben Sie dadurch keinen Vorteil.

Eine Option „am Geld“ hat nie einen „inneren Wert“.

Option „aus dem Geld“

Ein Call ist „aus dem Geld“, wenn der Basispreis des Calls über dem Kurs des Basiswertes steht. Bei dem angenommenen Basispreis des Calls von 50 Euro ist dieser Call immer „aus dem Geld“, wenn der Kurs der Aktie niedriger als 50 Euro notiert.

Ein Put ist „aus dem Geld“, wenn der Basispreis des Puts unter dem Kurs des Basiswertes steht. Bei dem angenommenen Basispreis des Puts von 50 Euro ist dieser Put immer „aus dem Geld“, wenn der Kurs der Aktie höher als 50 Euro notiert.

Eine Option „aus dem Geld“ hat nie einen „inneren Wert“.

„Im Geld, am Geld, aus dem Geld“ ändert sich

Der Status der Option „im Geld, am Geld, aus dem Geld“ kann sich während der Laufzeit der Option (mehrfach) verändern, je nach Kursentwicklung des Basiswertes.

Dazu ein ganz einfaches Beispiel: Nehmen Sie die BSP-Aktie mit dem Kurs von exakt 50 Euro und einer Option auf diese Aktie (Call oder Put) jeweils mit dem Basispreis 50 Euro.

Sie haben gerade gelesen: Beide Optionen notieren „am Geld“, weil der jeweilige Basispreis identisch mit dem aktuellen Aktienkurs ist. Steigt die Aktie auf 51 Euro, notiert der Call „im Geld“ und der Put „aus dem Geld“. Fällt die Aktie auf 49 Euro, notiert der Put „im Geld“ und der Call „aus dem Geld“.

Mein Tipp: Ich empfehle Ihnen, für Ihre selbst recherchierten Trades keine Optionen zu kaufen, die weit „aus dem Geld“ notieren und nur noch eine kurze Restlaufzeit haben. Für eine kurzfristige Spekulation sollten Sie Optionen „im Geld“ oder „am Geld“ nutzen. Für mittel- bis langfristige Spekulationen eigenen sich Optionen, die leicht „aus dem Geld“ bis „am Geld“ notieren.

Zum guten Schluss: Heute vor 211 Jahren, also am 20.05.1799, kam der französische Schriftsteller Honoré de Balzac zur Welt. Er schrieb: „Man sollte sein Geld nicht mit dem Hintern verdienen, sondern mit seinem Kopf.“ Ich versichere ich Ihnen, ich bin seinem obigen Ratschlag gefolgt und habe (nicht nur) den heutigen Kommentar mit Hilfe des Kopfes und nicht mit Hilfe . . . geschrieben. Aussitzen ist eine beliebte, wenn auch selten erfolgreiche, Strategie an der Börse. Ich versichere Ihnen darüber hinaus, mit Hilfe des Kopfes lassen sich weit bessere Börsenerfolge, als mit dem Aussitzen (per Hintern) erzielen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

 

© Optionen-Investor
Rainer Heißmann
Chefanalyst und Chefredakteur Optionen-Profi

 

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