Stop-Loss-Order für Optionen nicht geeignet

Grundsätzlich ist eine Stop-Loss-Order eine sinnvolle Einrichtung, um Gewinne abzusichern oder Verluste zu begrenzen.

 

Das ist eine Stop-Loss-Order

Eine Stop-Loss-Order wird wie ein normaler Wertpapierauftrag erteilt. Bei einer Stop-Loss-Order bestimmt der Anleger einen Kurs, der unterhalb der aktuellen Notierung seines Wertpapiers liegt. Wird dieser Kurs erreicht oder unterboten, werden die entsprechenden Papiere automatisch zum dann bestmöglichen Kurs verkauft. Der grundsätzliche Sinn: Der Anleger kann bereits erzielte Buchgewinne sichern beziehungsweise Verluste begrenzen.

 

Zahlenbeispiel für eine Stop-Loss-Order

Sie haben an der europäischen Terminbörse Eurex eine Option zu 4 € gekauft. Sie spekulieren auf den 100%-Ziel-Gewinn. Die Option legt 50 % zu und steht bei 6 €. Diesen Buchgewinn von 50% wollen Sie in Teilen absichern. Dann können Sie eine Stop-Loss-Order an die Börse geben. Sie legen das Stop-Loss zum Beispiel auf 5 € fest und geben eine entsprechende unbefristete Order an die Eurex. Findet zu diesem Kurs von 5 € oder niedriger ein Umsatz statt, wird Ihre Verkaufsorder ausgelöst. Ihre Optionen werden danach zum bestmöglichen Kurs verkauft. Liegt der nächste Umsatz zum Beispiel wieder bei 5 €, werden Ihre Optionen verkauft. Sie haben einen Gewinn von 25% (Kauf zu 4 €, Verkauf zu 5 €) realisiert.

 

Doppeltes Risiko der Stop-Loss-Order bei Optionen

Sie haben einen Stop-Loss-Kurs von 5 € eingegeben. Findet zu diesem Kurs ein Umsatz statt, wird Ihr Stop-Loss ausgeführt. Ihre Verkaufsorder steht danach sofort „bestens“ an der Eurex. Das bedeutet: Sie verkaufen zu dem danach bestmöglich erreichbaren Kurs. Das kann zu 2 Problemen bei der Ausführung einer Stop-Loss-Order führen:

 

1. Risiko: Kurs der Option schwankt sehr stark Optionen haben eine große Hebelwirkung. Das kann dazu führen, dass der Kurs der Option kurzfristig deutlich unter 5 €, beispielsweise auf 4,50 € oder auch 4 € fällt. Findet dann bei 4 € der nächste Umsatz statt, wird Ihre Option zu diesem Kurs verkauft. Möglicherweise steigt der Kurs danach schnell wieder bis auf 5 €. Sie haben durch den „bestmöglichen“ Verkauf durch eine Stop-Loss-Order zu billig verkauft, mögliche Gewinne verpasst oder sogar einen Verlust realisiert (wenn der Kurs kurzfristig sogar unter Ihren Kaufpreis von 4 € fällt).

 

2. Risiko: Wenig Umsatz in der Option Obwohl die Anzahl der Optionen-Trader in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zunimmt, gibt es an der Eurex immer noch Optionen mit wenig Umsatz. Deswegen kann es sein, dass zum Zeitpunkt Ihrer durch das Stop-Loss ausgelösten Verkaufsorder keine Kaufnachfrage für Ihre Option besteht. Es ist aber möglich, dass ein Anleger diese Option mit einem „Abstauber- Limit“ kaufen will. Im Extremfall liegt dieses Abstauberlimit möglicherweise auch bei nur 3 €. Dieser Kurs ist dann der bestmögliche Kurs, der erzielbar ist. Ihre Option wird zu 3 € verkauft, obwohl sie rund 5 € wert ist. Sie verbuchen einen Verlust, obwohl Sie einen Gewinn von 25% (Kauf zu 4 €, Stop-Loss bei 5 €) absichern wollten.

 

Gedankliches Stop-Loss besser als ein an der Börse platzierter Stop-Loss

Aus den beiden obigen Gründen raten wir vom börslich platzierten Stop-Loss im Optionen-Handel ab. Wenn Sie mit Stop-Loss arbeiten wollen, ist es besser, dass Sie ein gedankliches Stop-Loss setzen, dieses gegebenenfalls auch konsequent ausführen. Wird im obigen Beispiel der Kurs von 5 € erreicht, geben Sie sofort eine Verkaufsorder mit dem Limit von 5 € oder auch 4,80 € an die Börse. Der Verkauf findet nicht „bestens“ statt, sondern nur zu dem von Ihnen angegebenen Limit.

 

Besser als Stop-Loss: Spätester Termin zur Positionsschließung

Optionen-Spezialist Bernie Schaeffer rät vom Stop-Loss mit vorgegebenem Limit ab. Er nutzt den „spätesten Termin zur Positionsschließung“. So wie wir. Hat sich eine Option bis zu diesem Termin nicht wie gewünscht entwickelt, empfehlen wir den Verkauf mit einem festen Limit. Da wir den „spätesten Termin zur Positionsschließung“ immer sehr lange vor dem Verfallstag der Optionen setzen, gibt es ausreichend Zeit zu einem Ausstieg mit einem angemessenen Limit. Bernie Schaeffers jahrzehntelangen Beobachtungen zeigen, dass mit dieser Strategie in der Mehrzahl der Fälle ein deutlich besseres Ergebnis erzielt wird als bei einer fest an der Börse platzierten Stop-Loss-Order.