Unternehmensanleihen und Schrottpapiere

„Lust auf Risiko“, so schrieb heute, am 11.06.2009, die Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer Internetausgabe und sprach dabei Unternehmensanleihen an. Den Redakteuren der FTD ging es bei Ihrer Recherche um die zunehmende Zockerei mit diesen Papieren. Deshalb lautete der Untertitel ihres Berichtes „Europäer stürzen sich auf Ramschanleihen“.

Begriffsbestimmung Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen sind Anleihen von deutschen oder internationalen Unternehmen. Auf gut deutsch: Das sind Wertpapiere, die der Kreditfinanzierung der Unternehmen dienen. Unternehmen beschaffen sich dadurch Geld, das die Käufer der Papiere den Unternehmen leihen.

Bei Unternehmensanleihen ist die Bonität des ausgegebenen Unternehmens wichtig. Denn eine zusätzliche Sicherheit gibt es bei diesen Papieren nicht.

Risiko dieser Geldanlage

In Deutschland werden Unternehmensanleihen immer mehr von mittelständischen Unternehmen herausgegeben. Das ist die Folge von den strengen Richtlinien, die die Banken durch das so genannte „Basel II“ bei der Kreditvergabe beachten müssen. Dadurch tragen nicht die Banken das Ausfallrisiko, sondern die Käufer der Unternehmensanleihen.

Spekulative Chance dieser Geldanlage

Wenn Sie hoch verschuldeten Unternehmen, wie zum Beispiel kürzlich noch „General Motors“ Geld in Form von Unternehmensanleihen zukommen lassen, kann das Geld bei einer Insolvenz vollständig verloren gehen. Aber: Da das Risiko bei hoch verschuldeten Unternehmen groß ist, versprechen Ihnen diese Papiere eine hohe Rendite. Das lockt Zocker in den Markt.

Anleger fragen besonders nach spekulativen Unternehmensanleihen

Hatten wir nicht gerade einen Crash? Alles vergessen? Auf jeden Fall sind die Zocker wieder im Markt. Je höher das Risiko, desto größer die Rendite. Unternehmenspleiten? Kein Problem. Das schafft höhere Renditen bei Unternehmensanleihen. So werden derzeit beispielsweise Unternehmensanleihen von Kasinobetreibern, Spirituosenherstellern und Rennsportveranstaltern gesucht!

„Pleite“ wird von diesen Zockern mit“ Chance“ übersetzt. Unternehmensanleihen werden gerne dann gekauft, wenn sie auf dem Weg zu Schrottpapieren (engl. Junkbond) sind. Das erinnert mich gut an die Zeit des Neuen Marktes. Dieses deutsche Börsensegment schoss in den Jahren 1997 bis 2000 ungebremst in die Höhe. Sie konnten kaufen was Sie wollten. Alles schien den leichten Gewinn zu bringen. Eine Zeitlang klappte das. Aber das bittere Ende ist bekannt: Bis Oktober 2002 verlor der Neue Markt 96% seines Wertes! Viele Anleger verloren im wahrsten Sinne des Wortes Haus und Hof.

Und jetzt wieder: „Das schnelle Geld“ wird versprochen.

Die Marktteilnehmer haben in der Masse nichts gelernt. Was gestern nicht funktionierte, soll heute das Alleinseligmachende sein. Und das ist kein gutes Zeichen.


Meine beiden Empfehlungen:

1. Wenn überhaupt, investieren Sie in keine Unternehmensanleihen von unsicheren Unternehmen.

2. Bleiben Sie auch im gesamten Börsenumfeld vorsichtig, denn die unvorsichtigen Zocker tummeln sich überall und treiben die Kurse hoch. Bis die Blase (wieder) platzt.

Mit diesem „Intermezzo“ erinnere ich an den deutschen Komponisten Richard Strauss, denn die 8. Oper von ihm heißt: „Intermezzo“. Richard Strauss wurde heute vor 145 Jahren, am 11.06.1864, geboren. Und mit diesem Intermezzo zu Unternehmensanleihen verabschiede ich mich für heute und sage, bis morgen an dieser Stelle. Ich wünsche Ihnen einen schönen Ausklang des Fronleichnamfestes