Berechnung Optionsscheine

Zur Frage „Berechnung Optionsscheine“ und wie Banken die Kurse von Optionsscheinen beeinflussen beziehungsweise manipulieren können, erreichen mich immer wieder Fragen.
Wichtig: Es geht hier, bei der Frage „Berechnung Optionsscheine“, um Optionsscheine (von Banken emittiert) und nicht um Optionen (frei gehandelt an Terminbörsen).

Berechnung Optionsscheine: Wichtige Einflussfaktoren 1:

Die Kursentwicklung des Basiswertes ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Preises.

Berechnung Optionsscheine: Wichtige Einflussfaktoren 2:

Die restliche Laufzeit des Optionsscheines ist wichtig. Kurz gesagt. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs des Basiswertes (z.B. Aktie) den Basiskurs des Optionsscheins bis zum Fälligkeitstags erreicht. 2 extreme Beispiele zur Verdeutlichung:

Berechnung Optionsscheine – a.: Kurs des Basiswertes = 50 Euro. Laufzeit des Optionsscheins = 24 Monate. Basiswert des Call Optionsscheins = 55 Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs des Basiswertes in 24 Monaten bis zum Basispreis steigt, ist hoch. Der Optionsschein hat gute Gewinnaussichten, wenn die Bank . . . dazu mehr, weiter unten.

Berechnung Optionsscheine – b.: Kurs des Basiswertes = 50 Euro. Laufzeit des Optionsscheins = 3 Monate. Basiswert des Call Optionsscheins = 100 Euro. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs des Basiswertes in 3 Monaten bis zum Basispreis steigt, ist sehr unwahrscheinlich. Der Optionsschein wird sich auch dann kaum im Kurs bewegen, wenn der Basiswert um 10% oder 20% steigt.

Berechnung Optionsscheine: Wichtige Einflussfaktoren 3:

Die von den Anlegern für die Zukunft erwartete Volatilität (Schwankungsbreite) wird „implizite Volatilität“ genannt. Diese lässt sich nur schätzen. Je höher diese geschätzt wird, desto teurer sind Optionsscheine. Umgekehrt gilt, je niedriger die „implizite Volatilität“ geschätzt wird, desto billiger sind Optionsscheine.

Berechnung Optionsscheine: Andere Einflussfaktoren

Es gibt weitere Einflussfaktoren für die „Berechnung Optionsscheine“, so wie beispielsweise den Zins. Diese lasse ich aber weg. Denn sie haben keinen so großen Einfluss.

Beispiel Berechnung Optionsscheine

Ich zeige Ihnen ein Beispiel, wie gravierend sich eine veränderte „implizite Volatilität“ auf den Optionsscheinpreis auswirkt. Ich wähle einen Call einer Muster-Aktie. (Für einen Put gelten die hier gemachten Angaben entsprechend.)

Berechnung Optionsschein:

Basiswert: Muster-Aktie
Kurs der Aktie: 67,00 Euro
Typ: Call
Laufzeit bis zum Verfallstag: 200 Tage
Basispreis: 72,00 Euro

Bei den folgenden Kursen sind alle obigen Angaben völlig unverändert. Ich verändere nur die „implizite Volatilität“.

Berechnung Optionsschein: Implizite Volatilität = 15% – Kurs des Calls: 1,60 Euro
Berechnung Optionsschein: Implizite Volatilität = 25% – Kurs des Calls: 3,25 Euro
Berechnung Optionsschein: Implizite Volatilität = 50% – Kurs des Calls: 8,20 Euro

Ein Call, gekauft bei einer impliziten Volatilität von 15%, legt um 412,5% zu, wenn die implizite Volatilität von 15% auf 50% steigt. Umgekehrt gilt aber auch, dass ein Optionsschein sich entsprechend im Preis verringert, wenn die implizite Volatilität stark fällt.

Berechnung Optionsscheine: Manipulationsmöglichkeiten

Die implizite Volatilität wird geschätzt. Bei Optionsscheinen schätzt diese der Emittent, also die Bank oder das Wertpapierhaus.

Berechnung Optionsscheine erfolgt durch Schätzung

Bei dieser Schätzung sind die Emittenten an keine Richtlinien, Vorgaben oder gar Vorschriften gebunden. Das heißt, mittels ihrer Schätzung der impliziten Volatilität können sie die Kurse von Optionsscheinen nahezu beliebig nach oben oder unten treiben.

Berechnung Optionsscheine: Beispiel für Manipulation

Die Bank emittiert 100.000 Optionsscheine. Null sind verkauft. Alle sollen von Anlegern gekauft werden. Also schätzt der Emittent (im o.a. Beispiel) die implizite Volatilität auf 50%. Verkaufspreis = 8,20 Euro.

Nach geraumer Zeit sind alle 100.000 Optionsscheine verkauft. Der Basiswert (die Aktie) hat sich nicht bewegt. Der Emittent schätzt die implizite Volatilität auf 15%. Rücknahmepreis 1,60 Euro.

Berechnung Optionsscheine wird feinjustiert

So plakativ und auffällig, wie gerade aufgezeigt, läuft es natürlich nicht ab. Die Bänker sind ja nicht dumm. Aber sagen wir, die implizite Volatilität wird gerade so geschätzt, dass beim Verkauf die Optionsscheine z.B. 5% teurer sind als bei der Rücknahme. Das merkt kaum jemand. Und für die Banken ist es ein 100% sicheres Geschäft.

Bei Optionen gibt es keine Manipulation

Bei den bankenunabhängigen Optionen (im Unterschied zu Optionsscheinen) hat die implizite Volatilität vergleichbaren Einfluss auf den Preis der Option. Nur, diese wird aus Umsätzen an der Terminbörse berechnet und nicht einseitig festgelegt. Damit gibt es keine Manipulationsmöglichkeit. Hinzu kommt ein 2. Faktor: Wäre der Preis einer Option wirklich mal zu hoch, sorgen Stillhalter (die verkaufen Optionen, die sie nicht im Depot haben) sofort für entsprechende Verkaufsumsätze. Das heißt, eine theoretisch zu teure Option würde durch den freien Markt (Angebot und Nachfrage) sofort wieder auf einen fairen Kurs gebracht.

Zum guten Schluss: Wie gut, dass es Optionen an der Eurex gibt! Zufall, dass sich „Optionsscheine an der Euwax“ zum Verwechseln ähnlich anhört? Auf diesen, im Tonfall kleinen, in der Praxis riesengroßen Unterschied gehe ich an dieser Stelle regelmäßig ein. Denn warum bankenabhängige und damit manipulierbare Optionsscheine traden, wenn es das viel bessere Original, die Optionen, gibt? Original unabhängig, keiner Bank, keiner Werbung, nur Ihnen, der Leserin und dem Leser verpflichtet, grüße ich Sie herzlich