Keine Kaufempfehlung: Micron

Lieber Leser,

es ist und bleibt ein zähes Geschäft. Der Dow Jones ist zwar über 18.000 Punkte geklettert, aber er kommt nicht weiter voran. Oberhalb von 18.000 Punkten notierte er auch schon im Dezember 2014, also vor knapp 2 Jahren.

Parallel dazu hat der DAX 30 den Sprung über 10.000 Punkte geschafft. Aber auch für ihn ist damit erst einmal Schluss. Auch beim DAX ist das der Kursbereich, den er vor etwas über 2 Jahren erstmals erreicht hat.

Entsprechend tritt auch das Depot mehr oder weniger auf der Stelle. Da müssen wir durch. In meiner jahrzehntelangen Börsenerfahrung habe ich vergleichbare Marktlagen schon mehrfach erlebt. Ich weiß, sie enden.

Das Gute: Diese zähen Marktlagen münden typischerweise in einen dynamischen Kursausbruch – und der wird mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit nach oben erfolgen. Dann machen wir Kasse mit unseren Call-Optionen.

+23,9% und +58,5% Gewinn

Immerhin hatten wir im September die Gewinn-Realisierungen von +23,9% mit dem Long-Strangle auf die Deutsche Bank und +58,5% mit den Calls auf Adobe Systems.

Zäher Markt verlangt besonders gutes Chance-/Risikoverhältnis

In diesem zähen Markt bin ich besonders aufmerksam. Ich weiß, dass alles stimmen muss, wenn ich Ihnen eine neue Empfehlung gebe. Heute schreibe ich Ihnen einmal an einem Beispiel, warum ich Ihnen diese Woche keine Empfehlung gebe.

Heute Vormittag habe ich wie immer die Meldungen und Hintergrundinformationen zur Börse, Wirtschaft und zu Unternehmen gelesen beziehungsweise recherchiert. Dabei kommen regelmäßig Werte auf meine Watchlist, bei denen ich sage: Die muss ich mir näher anschauen. Und schnell verschwinden sie von der Watchlist, weil das Chance-/Risikoverhältnis nicht stimmt.

Das kann aufgrund nicht überzeugender Bilanzkennziffern, wegen eines wenig optimistischen Ausblicks, wegen nicht überzeugender Charttechnik oder aus anderen Gründen sein. Derzeit ist auch das zähe Seitwärtsgeschiebe des Marktes und vieler Aktien oft der ausschlaggebende Grund für eine Nicht-Empfehlung.

Keine Kaufempfehlung: Micron

Spannend fand ich heute Vormittag den Wert Micron Technology, den weltweit agierenden Hersteller und Vertreiber von Halbleiter-Bauelementen. Vor rund 2 Jahren gehörte Micron zu den Top-Aktien. Danach stürzte der Kurs von über 36 USD auf unter 10 USD ab. Noch im Mai dieses Jahres notierte er kurz unter 10 USD. Jetzt hat Micron wohl den Turnaround geschafft.

Die Aktie schloss gestern mit 17,44 USD. Am 04.10.2016, also Dienstag kommender Woche, legt das Unternehmen Quartalszahlen vor. Gut möglich, dass es da einen deutlichen Kurssprung der Aktie gibt. Ein interessanter Wert für eine Call-Option. Das habe ich mir genauer angeschaut:

Dies wäre ein grundsätzlich infrage kommende Call-Option

KEIN KAUF – nur zur Erläuterung

Basiswert: Micron (MU)

Gestriger Schlusskurs der Aktie: 17,44 USD

Option: Call

Basispreis: Jan.18

Basispreis 20 USD

Gestriger Schlusskurs der Option: 2,53 USD

Kauf oder Nichtkauf? – Klare Antwort: Kein Kauf!

Der Call ist (zu) teuer. Das sehe ich aufgrund meiner Erfahrung. Mit meinem Optionsrechner habe ich die obigen Zahlen aber zusätzlich kalkuliert.

Die implizite Volatilität liegt bei rund 43. Mit dieser Kennziffer wird die erwartete Schwankungsbreite eines Kurses (hier Micron-Aktie) ausgedrückt. Je weniger Schwankung erwartet wird, desto billiger ist die Option und umgekehrt. Bei 20 ist die implizite Volatilität relativ niedrig. Bei 43 ist sie so hoch, dass das Chance-/Risikoverhältnis nicht stimmt.

Die hohe implizite Volatilität dieses Calls zeigt: Die Anleger erwarten einen deutlichen Kurssprung der Aktie. Sie sind bereit einen hohen Preis für die Calls zu bezahlen. Der Preis ist durch Angebot und Nachfrage entstanden – alles o.k. und fair. Mag sein, der Trade läuft in den Gewinn, wenn heute ein Anleger kauft – mag nicht sein. Für mich stimmt das Chance-/Risikoverhältnis nicht. Der Grund:

Wenn der Aktienkurs nach den Quartalszahlen am kommenden Dienstag zum Beispiel um 10% nach oben springt, notiert die Aktie mit 19,18 USD. Das wäre schon ein enormer Kurssprung.

Gleichzeitig ist aber der mögliche Überraschungseffekt durch die dann bekannten Quartalszahlen nicht mehr vorhanden. Die Kaufnachfrage für die Aktie und Calls sinkt deutlich und die implizite Volatilität der Calls kann dadurch von 43 beispielsweise auf 30 fallen. In dem Fall hat die Call-Option nur einen Wert von rund 2,30 USD obwohl die Aktie 10% zugelegt hat. Das ist nur ein mögliches Szenario, das so nicht eintreten muss. Es kann aber so kommen.

Deshalb stimmt das Chance-/Risikoverhältnis nicht und ich empfehle Ihnen diesen Trade nicht.

Ausblick: Top-Aktie, die ich gerade auf Herz und Nieren prüfe

Ich habe einen weiteren spannenden Wert auf der Watchlist. Da ist auch die implizite Volatilität der Calls nicht hoch. Bis jetzt stimmt das Chance-/Risikoverhältnis. Es ist ein aussichtsreicher Kandidat für eine Call-Empfehlung. Da geht es jetzt ans Eingemachte. Die Aktie seziere ich am Wochenende und serviere sie Ihnen (vielleicht) in der kommenden Woche.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Heißmann

Chefredakteur Optionen- Profi