Aktuelle Kursgewinne sind Konsolidierungen im Abwärtstrend

+++ Bankenanleihen nicht 100-prozentig sicher  +++ Messen Sie größeren Kursbewegungen der kommenden Woche keine große Bedeutung bei  +++  Will man uns für blöd verkaufen?  +++

Aktuelle Kursgewinne sind charttechnisch gesunde Konsolidierungen im Abwärtstrend

Bei jeder Kursrally kommt es regelmäßig zu Kursrücksetzern. Der Aufwärtstrend stoppt, die Börsen pausieren, danach geht es weiter aufwärts. Diese Erholungsphasen werden dann als charttechnische Konsolidierungen oder Abbau einer überkauften Situation bezeichnet. Sie sind notwendig, damit es danach weiter aufwärts geht. Das kennen Sie sicher.

Diese Bewegung gilt aber auch umgekehrt. Und diese sehen sie gerade: Die Aktienindizes befinden sich in einem intakten Abwärtstrend. Nun kommt es zu einer charttechnisch gesunden Konsolidierung. Das heißt, der übergeordnete Abwärtstrend stoppt, die Börsen erholen sich, danach geht es wieder abwärts.

Als Grund und Auslöser für die Kursgewinne der letzten Tage werden Ihnen positive Ergebnisse von Banken genannt. Mehrere Banken berichteten, dass sie in den ersten beiden Monaten dieses Jahres wieder schwarze Zahlen geschrieben haben. Wie diese zustande gekommen sind, sagt Ihnen aber niemand. Und weit wichtiger, wie es wirklich um diese Banken steht, sagt Ihnen auch keiner. Da lässt sich nur mutmaßen. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Aussage von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Er sagte, die nächsten Verschärfungen der Finanzkrise seien bei Konsumentenkrediten und gewerblichen Immobilienkrediten zu befürchten. Und weiter, ob der deutsche Bankenrettungsfonds mit 480 Milliarden Euro reiche, sei nicht sicher. Wörtlich dann: „Wir alle hoffen, dass es reicht. Mit Sicherheit kann das aber niemand sagen. Für eine Endabrechnung ist es noch zu früh.“

Bankenanleihen nicht 100-prozentig sicher

Ich bewerte die Lage vieler Banken weiterhin als ausgesprochen kritisch. Nehmen wir als Beispiel die Citigroup. Die Aktie legte in den letzten Tagen prozentual deutlich zu. In der Spitze mehr als 80%. Das war aber lediglich ein Kursgewinn von unter 1 USD auf bis zu 1,80 USD je Aktie. Nach den letzten Kursgewinnen ist die Bank an der Börse knapp 10 Milliarden USD wert. Die Summe der ausstehenden Anleihen und Kredite beläuft sich jedoch auf fast 250 Milliarden USD. Im Klartext: Die Verbindlichkeiten der Bank sind um den Faktor 25 größer, als die gesamte Börsenkapitalisierung. Nun bangen sogar Inhaber von Bankenanleihen um ihr Geld. Es gibt Diskussionen, dass Besitzer normaler Bankenanleihen in die finanzielle Pflicht genommen werden, wenn die Banken gleichzeitig weitere erhebliche staatliche Kapitalspritzen bekommen. Berater der US-Bank JP Morgan haben Ihre Kunden schon dazu aufgerufen, Bankenanleihen zu meiden. Der Grund, die eigentlich „garantierten“ 100-prozentigen Rückzahlungswerte der Bankenanleihen könnten herabgesetzt werden.

Trotz schöner Worte der Bankmanager bin ich skeptisch, dass die Banken keine weiteren staatlichen Unterstützungen benötigen. Im Gegenteil, ich bin eher ziemlich sicher, dass es weiteren Abschreibungsbedarf geben wird, der zu neuen Verwerfungen im Finanzsektor führt. Und diese treiben die Märkte weiter abwärts.

Puts sind also weiterhin erste Wahl. Einige der von mir empfohlenen Puts standen schon im Gewinn, andere ganz kurz davor. Da drehte die Börse nach oben. Trotzdem bleiben Puts unverzichtbar. Es dauert jetzt „ein paar Tage länger“, bis die Gewinne realisiert werden können.

Messen Sie größeren Kursbewegungen der kommenden Woche keine große Bedeutung bei

In den Monaten März, Juni, September und Dezember kommt es an den Börsen jeweils am dritten Freitag zum so genannten „dreifachen Hexensabbat“.

An diesen Tagen haben an den Terminbörsen viele Kontrakte (beispielsweise auf Optionen) ihren letzten Handelstag. An der europäischen Terminbörse Eurex sind das unter anderem Optionen auf den DAX-Index und auf Einzelwerte. Der „dreifache Hexensabbat“ fällt an den großen Börsen der Welt auf denselben Tag. Es verfallen also auch Kontrakte auf andere Indizes, wie auf den Dow Jones und auf die Einzelwerte in den USA.

Professionelle Marktteilnehmer mit großen Optionen- und Aktienbeständen versuchen vor dem Verfall, die Kurse der Basiswerte durch Wertpapier-Käufe und -Verkäufe so zu „bewegen“, dass sie mit ihren Terminkontrakten Gewinn machen. Deshalb kommt es im Vorfeld dieser „großen Verfallstage“ oft zu einem hohen Handelsvolumen und stark schwankenden Kursen. Meist ist auch der Montag nach dem Hexensabbat noch von den Auswirkungen dieses Verfallstages betroffen. Über Optionen werden am großen Verfallstag hohe Aktienbestände gekauft und verkauft. Diese werden in der Regel am nächsten Handelstag (montags nach dem großen Verfallstag) glattgestellt. Das kann nochmals zu erheblichen Kursschwankungen führen.

Am Freitag der kommenden Woche, am 20.03.2009, ist wieder großer Verfallstag. Messen Sie deswegen möglichen stärkeren Kursausschlägen an den kommenden Handelstagen keine zu große Bedeutung bei.

Will man uns für blöd verkaufen?

Heute können Sie lesen: „Postbank-Chef Klein arbeitet für 1 Euro.“ Der Hintergrund: Dr. Wolfgang Klein steht wegen der erhaltenen Sonderzahlungen in der Kritik. Er will nun großzügig für einen symbolischen Lohn von 1 Euro arbeiten. In Zahlen:

In 2008 hat er 900.000 Euro Gehalt bezogen. Dann hat er in 2009 2,4 Millionen Euro als Sonderbonus für 2008 erhalten. Das heißt, seine erhaltenen Zahlungen im Jahr 2009 sind jetzt schon mehr als 2,5-mal so hoch, wie sein 2008-er Gehalt. Und nun das großzügige Angebot, für einen (weiteren) Euro zu arbeiten. Glückwunsch, Sie sind mein Held und Vorbild, möchte ich ironisch sagen.

Kurze Frage an Sie: „Wenn Ihr Chef Ihnen noch im März 2009 das 2,5-fache Ihres 2008-er Gehaltes zahlt, arbeiten Sie dann auch den Rest des Jahres für 1 Euro?“ Ja? – Ihr Chef wird das sicher als sehr lobenswert betrachten . . .

Die Frage in der Überschrift lautet: „Will man uns nun völlig für blöd verkaufen?“ Die Antwort heißt leider: „Ja, man will.“ Meine Bitte: „Nehmen Sie diesen Unsinn nicht als bare Münze. Vertrauen Sie Ihrem gesunden Menschenverstand.“

Mit kritischem Blick auf die Aktien 2010 wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende