Keinen Cent in griechische Anleihen

Würden Sie hier Geld verleihen? Ein Bürger geht zu seiner Bank. Dort erschwindelt er sich unter falschen Angaben ein 1a-Konto. Mit diesem 1a-Konto erhält er nahezu unbegrenzten Kredit zu besten Konditionen. Nach einigen Jahren ist er vollständig pleite. Er kann seine Kredite nicht mehr bezahlen. Jetzt kommt ans Tageslicht, dass er das 1a-Konto seinerzeit mit unwahren Angaben ergaunert hat. Er stellt sich vor die Bank und gelobt lauthals Besserung.

Und er pumpt die Leute um Kredit an. Dafür bietet er ein paar Prozentpunkte mehr, als die Leute von der Bank erhalten würden. Anstatt dass die Leute ihn auslachen, reißen sie ihm seine Schuldscheine aus der Hand. Schließlich hat er doch Besserung gelobt. Und immerhin, für ein paar wenige Prozentpunkte mehr, kann man doch schon mal was (Totalverlust?) riskieren. – Macht keiner?

Na, dank der obigen Überschrift wissen Sie ja, was ich meine. Ich schreibe die Zeilen um:

Griechenland zahlt Kredite mit Krediten – Die Börse feiert

Griechenland will den Euro. Dieser wird unter falschen Angaben erschwindelt. Mit dem Euro erhält Griechenland nahezu unbegrenzten Kredit zu besten Konditionen. Nach einigen Jahren ist Griechenland vollständig pleite. Das Land kann seine Kredite nicht mehr bezahlen. Jetzt kommt ans Tageslicht, dass Griechenland den Euro seinerzeit mit unwahren Angaben ergaunert hat.

Die griechischen Politiker geloben lauthals Besserung und kündigen auch Sparmaßnahmen an. Jetzt pumpt Griechenland Investoren um neue Kredite an. Dafür bietet das Land ein paar Prozentpunkte mehr, als die Investoren anderswo erhalten. Anstatt dass die Investoren lachen, reißen sie Griechenland die aufgelegten Anleihen aus der Hand. Schließlich haben die Politiker doch Besserung gelobt. Und immerhin, für drei Prozentpunkte mehr, kann man doch schon mal was (Totalverlust?) riskieren. – Macht keiner?

Griechenlands Schuldscheine sind ausverkauft

Griechenland hat für 5 Milliarden Euro Schuldscheine (Anleihen) herausgegeben. Diese Anleihe war schon nach nur einer Stunde überzeichnet. Griechenland zahlt also Schulden durch Aufnahme neuer Schulden (mag nicht anders gehen). Aber ist das ein Grund zum Feiern? Ich denke, die Sorglosigkeit vieler Anleger wächst ins Unermessliche, sobald sie nur das magische Wort „Prozente“ hören.

Käufer kommen aus Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Übrigens kommen wohl nur 5% der Gelder von Anlegern aus Griechenland. Wissen die mehr?

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Risikoloses Geschäft für systemische Banken

Eine Käufergruppe arbeitet allerdings risikolos. Beziehungsweise nicht auf eigenes Risiko, „nur“ auf das der Steuerzahler. Darum haben die sich jedoch noch nie gekümmert. Das sind die so genannten systemischen Banken. Die sind zu groß, um in die Insolvenz zu gehen. Im Zweifel haftet dann der Steuerzahler. Kauft also so eine systemische Bank diese Anleihe und es geht gut, privatisiert sie die Gewinne. Geht es daneben und wird es ein riesiges Verlustgeschäft, kein Problem, der Steuerzahler springt ein – und Boni an die Banker fließen trotzdem.

Wäre Griechenland eine Bank . . .

Die griechischen Bürger müssen nun arg bluten. Steuern rauf, Ausgaben runter, Renten gekürzt, Gehälter gekürzt, Beamtenstellen gekürzt etc.. Das betrifft überwiegend die, die von der Verschuldung nicht profitiert haben. Wäre Griechenland eine Bank, würden die Schulden in „Bad-Griechenland“ ausgelagert. Dafür könnte man eine griechische Insel nehmen. Ein großes Loch buddeln: Schulden rein. Zumachen. Nach 30 Jahren mal kucken, was draus geworden ist. Nach dem Verbuddeln ginge es weiter wie zuvor. Das wäre das Prinzip WestLB, BayernLB, HRE etc.

Schlechtes Chance-/Risikoverhältnis für 3% mehr

Griechenland ist das schwächste der insgesamt 16 Euro-Länder. Der Staat sitzt auf mehr als 300 Milliarden Euro Schulden. Die Anleihe von 5 Milliarden macht da gerade mal 1,67% aus. Das ist in etwa so, als wolle man eine enorme Schneelawine mit dem Schneeschieber bekämpfen. Ich würde da keinen Cent investieren. Das Chance-/Risikoverhältnis stimmt einfach nicht.

Investieren wir doch in Griechenland?

Na, wir werden sehen, ob ich meine Aussage halten kann. Vielleicht investiere ich ja doch in Griechenland. Sie dann aber auch! Ja, Sie, liebe Leserin und lieber Leser. Das geschieht, wenn unsere Politiker der Meinung sind, dort sollten wir auch mit ein paar Milliarden helfen. So wie mit den Milliarden bei den systemischen Banken. Was sind schon Milliarden? Wir haben uns doch an Billionen gewöhnt . . .

Chance-/Risikoverhältnis muss stimmen

Für jede Investition prüfe ich das Chance-/Risikoverhältnis. Das muss stimmen. Sonst gibt es keine Investition. Und bei dem o.a. hohen Risiko für drei Prozentpunkten mehr, lohnt keine Investition.

Ganz anders ist das beispielsweise bei der Strategie Long-Strangle mit Optionen. Durch gleichzeitigen Kauf von Call und Put erzielt diese Strategie hohe Gewinne bei jeder großen Marktbewegung. Natürlich gibt es da das Risiko der Seitwärtsbewegung der Märkte. Aber das Chance-/Risikoverhältnis stimmt.

Investitionsidee: Ich finde derzeit beispielsweise den chinesischen Markt gut geeignet für einen Long-Strangle. Steigt die Blase weiter? Oder platzt die Blase? Immerhin hat der Hang Seng Index in 12 Monaten um rund 100% zugelegt. So oder so, die richtige Kombination von Calls und Puts erzielt hohe Gewinne.

Kurze Info nur an die Leser des Optionen-Profi: Genau diese Idee mit China setze ich heute noch in eine Empfehlung um. Ich warte nur noch auf ganz aktuelle Kurse. Ausnahmsweise kündige ich hier den Trade an, den Sie erst später erhalten. Dann natürlich mit allen Angaben für Ihre Kauforder (Basiswert, die richtige Optionen etc.).

Zum guten Schluss: Heute vor 140 Jahren, am 05.03.1870, kam die deutsche Politikerin Rosa Luxemburg zur Welt. Sie schrieb: „Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze, die der Ratgebende selbst beherzigt.“ Wenn wir nur Politiker in den Parlamenten hätten, die dieser Aussage folgen, wäre es wohl sehr, sehr leer in den Sitzungssälen dieser Welt. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende